Unser Flugkombinat, bestehend aus Carsten, Frank und Ronald, hatte sich für diesen Sommer noch einen Ausflug mit dem Janus inklusive Auswärtsübernachtung vorgenommen. Vor allem wollten wir Gegenden erkunden, die man an einem Tag nicht erreicht und die wir noch nicht kennen.
Die Wettervorhersage für den 1.7 und 2.7 verhieß ein großes Hochdruckgebiet mit guter Blauthermik und 1-2/8 Cumulus über den thermisch aktivsten Gebieten. Als Ziel haben wir uns das Segelflugzentrum Leszno in Polen ausgesucht. Frank war es ein besonderes Anliegen, die Länder östlich des ehemaligen eisernen Vorhanges frei zu befliegen. Außerdem sind die großen Nadelwaldgebiete zwischen Cottbus und Leszno thermisch vielversprechend.
Also schnell die ICAO Karten Polen, den kleinen Kulturbeutel und Sommerschlafsack eingepackt und es kann losgehen. Nicht ganz, denn zunächst muss ein Flugplan aufgegeben werden. Das ist telefonisch kein Problem, wenn man einmal gelernt hat, die für den Segelflieger nicht relevanten Felder für Anzahl der Schlauchboote, Wirbelschleppenkategorie usw. zu überspringen. Störend ist nur, dass man den Start auf eine halbe Stunde genau angeben muss. Nicht ganz einfach, wenn es am frühen Morgen noch geregnet hat und die Thermikentwicklung durch eine von Westen aufziehende Abschirmung verzögert wird. Den Startschuss gab dann die Sprengung einer 10 kg Bombe, die im Zuge des Flughafenausbaues gefunden wurde.
So beschleunigt ging es im Eigenstart Richtung Osten los. Mit schwacher Grauthermik und 900m Basis ging es langsam über Haldensleben Richtung Burg. Dort überraschte uns ein Bart über den nassen Elbauen am Wasserkreuz Mittellandkanal/Elbe. Gut, Steigen ist da wo man es findet.
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Allmählich wurde die Abschirmung weniger und die Thermik besser. Über Ziesar und Jüterbog ging es nach Luckenwalde. Dort zeigten die Sandflächen im alten Truppenübungsplatz was sie können.
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Westlichen von Lübben haben wir uns verbastelt, der zweitöpfige Zerknalltriebling hat uns ausgeholfen. Jetzt baute das Wetter mit 1,5 m/s und 1600m Basis deutlich auf.

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Um 17 Uhr sind wir aber vorzeitig in Cottbus-Drewitz gelandet, um das Interieur des Janus zu schonen.
Cottbus Drewitz hat eine  2500 m Asphaltbahn, hier waren früher 50 Mig 21 stationiert. Wir sind aber artgerecht auf Gras gelandet, bald kam ein Follow Me und hat uns freundlicherweise zum Vorfeld gezogen.
Noch vor der Landung bekamen wir Hotelzimmer und Mietwagen offeriert, äußerst zuvorkommend, so mag der Motorflieger das. Vielen Dank an die Cottbusser Flugbetriebsmannschaft!

Leihwagen und Janus:

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Tower und Abflughalle:

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Nach Rekuperation im nahegelegenen Wellness Hotel wollten wir Freitag erneut Schwung Richtung Osten holen.
Um 5 Uhr schien bereits die Sonne ins Hotelzimmer, durch äußerste Konzentration gelang es aber bis 7:30 weiterzuschlafen.

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Der Janus wurde mit alter Socke und Mikrofaser Handtuch von Mücken befreit, alles für das Flugzeug.

Frank bei der Flugplanaufgabe in unserer Abflughalle:
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img_2188.jpgHeute ging die Thermik früher los, es gab nur wenig Abschirmung. Nach dem Start waren wir auch schon über der Neiße in Polen. Poznan Info sagte uns, dass wir die Flugüberwachungszone (die Alten kennen es noch: ADIZ) durchfliegen können. Auch ein riesiges militärisches Sperrgebiet würde heute nicht vom Boden beginnen wie in der ICAO Karte vermerkt, sondern erst ab Flugfläche 100. Funker Frank hat die Kommunikation souverän durchgeführt, Flieger Ronald ist geflogen – natürlich genauso souverän. Es gab gute Thermik bis 1600 m mit Aufreihungen entlang der Waldgebiete. So große, unbesiedelte Waldgebiete sieht man in Deutschland nicht mehr.

Zielona Gora, da gibt es nordwestlich einen Segelflugplatz:
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Die Oder:
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Schon bald waren wir kurz vor Leszno, wo die Wolken aber endeten. Unterwegs haben wir einen polnischen Duo und einen Piraten getroffen.
Viele Flieger standen in Leszno noch am Boden.
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Zurück ging es problemlos über denselben Waldrücken bis Guben. Über dem Fläming stieg die Basis auf 2200 m bei 2/8 Cu an, was will man mehr.
Erst ab Lüsse wurden die Wolkenabstände größer, von Süden her war die Warmluftadvektion sichtbar dort gab es keine Wolken mehr.
Wir sind also östlich der Letzlinger Heide über Gardelegen mit einem langen Endanflug nach Braunschweig zurück geflogen. So kamen wir aus nordöstlicher Richtung nach Braunschweig und konnten von oben in das Segelfluggebiet einfliegen.

Dieser schöne Tag ging mit einem leckeren Abendessen inklusive Regulation des Elektrolythaushaltes bei Hofmanns zu Ende.
Gerne wieder.

P.S. Polen hat ab dem 1.7.10 die Flugplanpflicht aufgehoben. Zielona Gora Zielrück sind 630 km, Leszno 840 km, auf gehts!