Nachdem die Modelle das gute Wetter hinter der Rückseite immer weiter nach Osten legten und für unseren Bereich in Braunschweig schon für den späten Nachmittag abschirmende Bewölkung vorhersagten, wurde spontan der Startort zu unseren Akafliegern nach Lüsse verlegt, die mich am Donnerstagabend auf ihrem Fluglager sehr herzlich willkommen hießen.

Der Discus 2ct „OLC“

Am nächsten Tag wurde der Discus schon um 7.00 Uhr aus seinem Hänger geholt. Um 9.30 Uhr rollte die Jodel der Akaflieg vor und schleppte mich unter den schon gut entwickelten Himmel über Lüsse. Trotz der deutlich besseren Optik Richtung Norden, entschloss ich mich an meinem Plan festzuhalten und erst mal einen langen Schenkel mit dem Wind in den Osten auf den schon viel gelobten „Zauber-Wald“* zu legen. Dort angekommen zeigte er sich auch von seiner besten Seite und so wurden die ersten 120 km auf dem Wald ohne Kreis absolviert. Der Rückweg gestaltete sich bei 30 Km/h Gegenwind erwartungsgemäß schwieriger und die an dem Tag sehr zerrissenen Bärte machten mir mit dem schweren Flieger ordentlich zu schaffen. Südlich Lüsse müsste ich dann notgedrungen umdrehen, da mein Stundenschnitt auf unter 80 km/h gesunken war und ich nicht noch mehr Zeit gegen den Wind verlieren wollte. So ging es bei besser werdenden Bedingungen im Prinzip dieselbe Strecke wieder Richtung Osten.

Die letzten Meter über dem Zauberwald

Um 17.15 Uhr wendete ich nach 770 Km und verbleibenden 240 Km nach Lüsse. Doch die Hoffnung auf eine motorlose Ankunft wurde an der deutschen Grenze schnell genommen, als ich um 18.50 Uhr in ein dichtes Cirrenfeld blickte. Ich flog den letzten Wolkenflusen an, der Richtung Westen stand und es waren noch immer über 120 km bis zur magischen Marke von 1000km. Er brachte mich mit 0,7 m/s auf 1600 m. Richtung Lüsse war es tot aber im Osten standen noch ein paar gutaussehende Fetzen. Schnell viel die Entscheidung umzudrehen und das Problem mit dem Rückweg erst mal auf später zu verschieben. An den östlichen Flusen angekommen, ging es mit 0.9 m/s rauf auf 2000 m. Es waren noch 90 km zu fliegen. Also ließ ich mich mit 15 Km/h Rückenwind ganz vorsichtig zu den nächsten Wolkenfetzen treiben. Aber leider war außer starkem Fallen über den Wäldern nichts mehr zu holen. Ich verlagerte ein wenig über die Warthe, einen Nebenfluss der Oder, die südlich des Waldgebietes verläuft. Dort trug es, ähnlich wie das Asse- und Durancetal in Frankreich, die einem abends die letzten fehlenden Meter auf dem Heimweg
bringen.

Mit Motorkraft dem Sonnuntergang entgegen

So war es in diesem Fall auch. Nach 1014 km legte ich um 20.00 Uhr in 250 m den Motorschalter um. Doch an Ausruhen war 210 Km entfernt der Heimat nicht zu denken, galt es doch mit dem verbleibenden Sprit noch bei Zeiten wieder in Lüsse zu sein. Mit 300m Sicherheit und einer Spritanzeige von 0 Litern konnte ich zum letzten Mal den Motor einfahren und zum Endanflug auf Lüsse gehen. Was für ein Flug!

Zum Schluss nochmal vielen Dank an die komplette Akaflieg, an Anton fürs Schleppen und Sackbart fürs Helfen!

Hier der Link zum Flug.

*Der Zauber Wald ist ein über 100 km langes und 15 Km breites Waldstück, welches von der deutschen Grenzen bis nördlich Posen in Polen reicht und von dem gesagt wird, dass er immer ein bisschen besser geht als der Rest.

Nicolas Seidl

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