SG 38-Fliegen 2009, die erste Woche

14. – 22. Juli 2009

 

Dass am 14. Juli noch nicht geflogen wurde, bemerkte der Chronist bei früher Ankunft sehr schnell: „Du hättest die Ausschreibungsunterlagen durchlesen sollen“, bemerkte Karl-Heinz trocken. Die Planung hatte also für diesen Tag schlechtes Wetter vorgesehen und so war auch das Thema Fliegen erledigt.
Die Teilnehmer trudelten im Laufe des Tages ein und der Begrüßungsabend führte alte und neue Anhänger des Schulgleiterfliegens schnell zusammen. Dieser Abend war gut vorbereitet und Dank eines Fasses Kreuzbergbier überhaupt nicht trocken.

Damit die Piloten genügend Zeit zur Erholung hatten, war auch der Vormittag nicht fliegbar sondern Berg in Wolken. Pünktlich zum Mittag klarte es auf und der Start war schnell aufgebaut. 22 Starts wurden gemacht. 2 Teilnehmer, Gerhard Rubenz, Österreich (ein Wiener….) und Harald Siegling, Hannover (ein Motorflieger!) machten den ersten Schulgleiterstart ihres Lebens – erfolgreich – und sorgten so für den Grundstock an Freibier.

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Startvorbereitung
 
Dank an unseren Fluglehrer Wiel Zillen, der den recht hohen Altersdurchschnitt der Teilnehmer durch seine charmanten Werbeaktionen bei Zuschauern durch Gewinnung von temporären Gummihunden senkte und dadurch die Zugkraft am Seil erheblich erhöhte. Mir fiel auf, dass auch Gummiseilstarter das Starttempo wie in der Seefahrt üblich nach Knoten bemessen: je mehr Knoten am Hanfseil vorne besetzt sind, desto höher, weiter und länger der Flug. Wie üblich kam der unermüdlich schaffende Karl-Heinz Kellermann nachmittags mit „Dope“ in Form von Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön Karl-Heinz.
 
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Haltemannschaft in Aktion
 
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Der zweite Flugtag (Donnerstag) begann mit strahlend blauem Himmel und baute im Laufe des Tages zu einem klassisch guten Segelflugwetter mit idealer Cumulusbewölkung  auf. 50 Starts steckten uns am Abend in den müden Beinen.

Und da war doch noch der Ludwig Schuch. Mit seinen 88 Jahren hatte er beschlossen, seinen letzten Segelflugstart zu machen. Mit Blumenstrauß, feuchten Augen und großer Fotoarie wurde dieses Ereignis gebührend begangen. Der Tag ging weiter und Ludwig stellte fest, dass noch ein Durchgang fällig war. Da machte er eben seinen „allerletzten Start“, diesmal ohne Brimborium.

In eigener Sache muss ich noch von einer bemerkenswerten Vorstellung an diesem Tag berichten. Die letzten freiwilligen Helfer hatten sich verabschiedet und Nachschub war nicht in Sicht. Mein Start war an der Reihe und ich wendete mich an das verbliebene Altersheim (Entschuldigung) und bat um die Einbringung der letzten Kräfte, um meinen Start erfolgreich zu gewährleisten. Wiel, das Schlitzohr, hatte die Mannschaft aber schon geimpft und auf das Kommando „Ausziehen“ zogen sich alle Gummihunde auch tatsächlich aus. Eine Neuauflage des alten aber für mich jetzt überraschenden Scherzes. Großer Applaus und viel Gelächter von den Zuschauern.
Auf das kleine Zauberwort „Bitte“ zogen sich alle wieder an und mein Start war bestens. Für dieses spontane Ereignis gab ich freiwillig und gern eine Kiste Bier.

 
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Kurz nach dem Abheben, Weltenseglerhang Richtung Westen
 
Der Abend schloss mit einem gemeinsamen Forellenessen in der Rhöngeiststube.

Der Freitag war dann ohne Fliegen. Allerdings merkten wir zu spät, dass am Nachmittag doch hätte geflogen werden können. Am Abend war gemeinsames Spaghettiessen mit Günthers Spezial-Tomatensoße und handgeriebenem Parmesan angesagt. Und Rotwein! Ja, die Teilnehmer 2009 hatten Stil!

Am Sonnabend auch Knofe. Nachmittags fuhren einige nach Nordheim zu einem sehenswerten Modellflugtag. Kunstflug vom Feinsten, turbinengetriebene Jets, z.B. die Mig 29 und tolle Oldtimer wurden auf dieser vorbildlichen Anlage im Fluge vorgeführt. Abends gesellige Runde mit Erbsensuppe (Jürgen) und schon wieder Rotwein (Harry). Krönung war ein Dia-Vortrag über die Rhön vom Biosphärenreservat. Umfassende (sehr gut vorgetragen) Information und sagenhaft gute Fotos zu allen Jahreszeiten (Winter!!!) brachten uns die Kuppe, die Umgebung sowie die Historie näher.

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Noch zieht das Gummiseil, fällt aber gleich ab
 
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Am Sonntag schon fast wie gewohnt weiterhin schlechtes Wetter. Bei dieser Gelegenheit erwähne ich gern, dass wir jetzt alle sehr detailgenaue Schilderungen des Fliegens mit der Mig 21 und der Mig 29 dank Alfred und Manfred im Laufe der Tage zu hören bekamen. Eine den Meisten (Wessies) unbekannte Welt der Luftwaffe der ehem. DDR tat sich für uns auf.

Montag Knofe und Regen. Den Vormittag verbrachten wir in einer Tischlerei in Wüstensachsen mit dem Zusägen etlicher Kiefernbohlen in Abschnitte. Altmeister Sepp Kurz bediente die Kreissäge. Ab Mittag wurde es dann fliegbar und der Wind war kräftig. Zuerst zogen wir mit Treckers Hilfe bis uns ein Trupp junger Modellflieger besuchte. Heinz machte seinen 100. Start (Bier) und alles ging eigentlich recht gut, als plötzlich beim Aufladen des SG 38 auf den Kuller eine Böe unter die Flächen fasste und den Flieger hochhob und zum Überschlag nach hinten brachte.
Der Transportschaden wurde in die Werkstatt gebracht und die ersten Kiefernabschnitte wurden in Leisten aufgeteilt. Die Werkstattleiter machten sich sofort an die Arbeit. Der zweite SG 38 wurde aus dem Anhänger geholt und aufgerüstet.
Der Abend war sehr ruhig.

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SG 38 unter der Wolke, war aber leider kein Thermikflug und dauerte so um die 28 Sekunden.
 
Am Dienstag, dem letzten Tag wieder schönes Wetter. Wir wurden verstärkt durch eine große Anzahl Marburger Segelflieger/innen. Grund: Edith, eine Marburger Fluglehrerin hatte von ihrem Mann einen Schulgleiterstart zum 20. Hochzeitstag geschenkt bekommen. Als sie an der Reihe war, flog sie zum ersten Mal den SG 38 und machte dann den absolut weitesten und auch längsten Flug der ganzen Woche.
Besser kann man es einfach nicht machen. Dank auch an die uneigennützig mitgereisten Marburger Kameraden/innen die tüchtige Gummihunde abgaben.
Nach dem Start dann große Überraschung. Edith kam in ihrem weißen Brautkleid von damals und setzte sich zur Freude aller auf den SG und alles was einen Fotoapparat hatte, fotografierte. Edith war bei ihrer Hochzeit vor 19 Jahren zum Flugplatz entführt und im Doppelsitzer samt Brautkleid durch die Luft geschaukelt worden. Ich hoffe, ein Foto wird an dieser Stelle von dem Ereignis künden.

Leider fuhren schon etliche vor dem Abschlussabend nach Hause, so auch ich.
Eine ereignisreiche und erlebnisstarke Woche fand ihr gutes Ende.

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