Stufe 4: Die Technik hat inzwischen gewaltige Fortschritte gemacht. Alle Flugführungsinstrumente werden auf einem Bildschirmdisplay zusammengefasst. Fernsehkameras, das GPS sowie Sensoren und ggfs. Radar übernehmen alle Aufgaben, die zu einer erfolgreichen Flugdurchführung notwendig sind. Folgerichtig wird die die Strömung störende Plexiglashaube verschwinden und im Cockpit wird ein ruhiges, augenschonendes Dämmerlicht herrschen, welches die volle Konzentration auf die Anzeigen ohne Störung von außen optimal zuläßt.

Der nicht mehr lichtdurchlässige Rumpf eliminiert auch das Problem der dann sicher weiter erhöhten UV-Strahlung. Die Dehydration in heißeren Ländern oder der Ozongehalt der Atemluft werden bei solch klimatisiertem Innenleben glücklicherweise kein Thema mehr sein. Die Technik schützt also den Menschen und ermöglicht ihm so, seinen schönsten Sport zu weiteren Leistungsufern zu führen.

Trotz aller dann erflogenen Leistungen wird man aber hoffentlich erkennen, einen Irrweg beschritten zu haben. Der segelfliegende Mensch, wenn wir ihn dann noch so bezeichnen wollen, ist hoch spezialisiert und nur in geringen Stückzahlen zu produzieren. Es kommt dann bestimmt wie immer zu einer Beschneidung der Finanzmittel. Ein Aufstand der noch normalen Menschen wird außerdem diesem wissenschaftlichen Unsinn ein Ende bereiten.

Jetzt kommt nämlich die Stunde aller Segelflieger, der großen und kleinen wie auch dicken und dünnen, egal wie sie nun mal gewachsen sind, es wird wieder so sein wie heute.

Stufe 6: Fast – allerdings. Ich zeige folgend nur in kurzen Gedankenansätzen, die beliebig ausbaubar sind, den totalen Segelflug. Die Technik, in den Dienst der Menschen gestellt, wird beweisen, wozu sie fähig ist. Die computerisierte Flugsimulation wird dazu der Zauberschlüssel auch für uns Segelflieger sein. Können wir nicht schon heute wenn auch sehr beschränkte Programme für unseren häuslichen PC kaufen? Wirklichkeitsgetreue Flugsituationen und -streckenführungen werden durch wählbare Wetterprogramme, auch mit Zufallsfaktoren, ein wettbewerbsmässiges wie erstmals wieder lust- und freudebetontes Segelfliegen auf der Erde zulassen. Flugzeugbewegungen werden nachgestellt, Aussichten in jedem Blickwinkel mit Cyberspace übertragen.

Warum dann noch den Himmel mit all seinen Gefahren bevölkern? Warum noch echt fliegen und das Restrisiko eines möglichen Absturzes eingehen, wenn es viel eleganter geht? Endlich sind wir im Geschäft, auch ein gut im Fernsehen darstellbarer Sport zu werden! Die ganze Welt kann per Diskette oder welchem Speichermedium auch immer ausgewählt und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden beflogen werden. Keine Gefahr, ein größtmöglicher Grad von Freiheit und Unabhängigkeit. Die Illusion ist Wirklichkeit und die Wirklichkeit ist Illusion.

Wie schön, daß morgen schon Realität sein wird, was heute noch Vision scheint. Auch der Segelflug steht auf der Schwelle in ein neues Jahrtausend und wir alle wirken schon heute daran mit. Freudig sagen wir ja zu einer ständigen Steigerung aller Leistungspotentiale, denen wir uns mit zwar noch unzureichenden Mitteln und noch nicht leistungsgerechten Körpern voll verschrieben haben.

„Wollt Ihr also den optimalen und totalen Segelflug?“

Das klingt, was? Klingelt es auch? Ich meine, es ist jetzt schon an der Zeit, die Alarmglocken zu läuten.

Ab nun kehre ich wieder in die „Normalität“ unseres „Heute“ zurück. Was in anderen Sportarten so leicht zu sein scheint, im Segelflugsport ist doch wohl eine Normierung des Menschen und eine Leistungsoptimierung um jeden Preis kaum wünschenswert und wir alle sollten an einer besseren, menschengerechteren Entwicklung mitarbeiten und nicht allen Leistungsverbesserern auf das „Epoxiharz“ kriechen.

Setzen wir uns dafür ein, dass der Segelflug einen Kunstmenschen sowie Fliegen per Illusion nicht nötig hat und wir weiterhin als vielschichtiges und vielgewichtiges Fliegervölkchen unseren Sport unter realen Wolken und direkt am Himmel betreiben können. Der Segelflug ist für den jungen Menschen gut, ebenso auch für den älteren. Ist es nicht so, dass gerade die Segelflieger wie guter Wein mit zunehmendem Alter immer mehr reifen? Jugendlicher Sturm und Drang bringt gewiß seine Erfolge, aber was ist das gegen die Summe langjähriger „Erfliegungen“?

Üben wir Toleranz mit den Kleinen und zu Großen. Sorgen wir dafür, dass jeder, der auch fliegen möchte, dieses lernen und ausübend genießen kann. Unser Nahziel kann daher nur lauten: „Wir alle wollen bequem sitzen, liebe Konstrukteure, Hände weg von der Rumpfoptimierung.“

Seid wachsam und beobachtet die Leistung sowie Mittel zu ihrer Steigerung mit immer kritischeren Augen. Das Ende könnte, wie aufgezeigt, schrecklich sein. Ich hoffe zum Schluss meiner Ausführungen, dass auch noch in 100 oder mehr Jahren Segelflieger sich dadurch auszeichnen, helle zu sein, Individualisten zu sein und in keine (Sitz-) Schablone pressen lassen.

Bleibt mit den Beinen auf der Erde und hoffentlich immer mit richtigen Segelflugzeugen am Himmel.