Befassen wir uns nächstens mit den wesentlichen Aspekten, die der Entwicklung bedürfen:
1.) Dem menschlichen Körper
2.) Der Gehirnleistung im allgemeinen und besonderen.
Hinsichtlich der Körperdimensionen können wir alle seit vielen Jahren beobachten, wie auf die Größenauswahl bereits Einfluß genommen wird. Die Segelflugzeugkonstrukteure sind offenbar schon weiter, als wir uns eingestehen wollen. Der Normpilot, der dort in die Auslegung des Cockpits eingeht, muß wohl eine Größe um ca. 1,75 +/- 5 cm haben und sehr schlank sein. Es geht das Gerücht um, dass z.B. in einer sehr bekannten schwäbischen Firma alle Größenverhältnisse im Sitzbereich auf den Chef, Hauptkonstrukteur und gleichzeitigen Starpiloten in Personalunion abgestimmt sind. So ist der „homo holighausensis“ als fiktive Größe prägend für ganze Baureihen und damit für Generationen von Segelfliegern geworden. Einer bestimmt und beeinflußt die Anderen und sorgt so für einen Einheitstypus, der auf diesen Segelflugzeugen bequem und damit effektiv und ergonomisch fliegen möchte.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die aber wie immer die Regel bestätigen. Dort, wo der Wille den Körper in nicht angepaßte und nicht dem eigenen Körper gerechte Sitze zwängt und diesen veranlaßt, so stundenlang auszuharren und trotzdem nach heutigem Verständnis beste Leistungen erbracht werden, müssten eigentlich Sonderleistungspunkte, gestaffelt in cm-weiser, steigender Körperlänge ähnlich als Indexwertung verteilt werden. Die Einführung einer Körpergrößenhandikapformel sollte ernsthaft überlegt werden. Wenigstens so lange gültig, wie der ideale Segelflieger noch nicht verwirklicht worden ist.
In den Anfängen des Leistungssegelfluges konnte man es sich erlauben, ein Flugzeug, nämlich den Fafnir, um eine einzige und dabei nicht sehr große Person herumzubauen, den unvergessenen Günther Groenhoff. Welch Ideal! Wie entgegengesetzt die Entwicklung in der Blütezeit der Ka 6. Denken wir da an „den Langen“ – Heinz Huth. Wie wäre der erst wohl geflogen, hätte Herr Kaiser auf seine Länge Rücksicht genommen oder nehmen können. Umgekehrt gab es aber in der Vergangenheit das Phänomen, dass ein Flugzeug seinen Piloten selbst entwickelte. Rolf Kunz, Spitzenpilot der Akaflieg Braunschweig früherer Jahre erhielt die HKS-Typen 1 + 3, und wuchs vom schmächtigen, schmalbrüstigen Studenten allein durch die konstruktionsbedingte Schwergängigkeit der Querruder zum gestandenen Mann von kräftiger Statur, der dann sein Fluggerät meisterhaft und spielend beherrschte.
Wenden wir uns vom Äußeren ab und betrachten die geistige Leistung. Wie ist es darum bestellt? Während früher das Segelfliegen quer durch alle Bevölkerungsschichten und Bildungsebenen betrieben werden konnte aus Lust an diesem Sport, ist seit längerem die Tendenz zum segelfliegenden Akademiker feststellbar. Durch ständig erhöhte Anforderungen an den Prüfungswissensstoff bleiben z.B. Hauptschüler in der Regel erfolglos auf der Strecke. Daran ist allerdings nicht nur die staatliche Verwaltung schuld. Auch unsere eigenen Funktionäre verwirklichen so ihr persönliches Bild vom idealen Segelflieger.
Schauen wir in die Zukunft. Die Leistungssteigerung des Menschen wird in mehreren Stufen verlaufen, jeweils begleitet und unterstützt von der Technik und der humanbiologischen Forschung.
Stufe 1: Der Leistung wird natürlich die Körpergrösse geopfert. Zum Wohle einer Verringerung des Gesamtwiderstandes wird der Rumpf soweit verkleinert, wie es sich kleinwüchsige und trotzdem hochbefähigte Piloten finden läßt. Einziger Hoffnungsschimmer für Große: total liegende Position, Kopf voraus, wie es die Hängegleiter schon praktizieren und glaube ich, auch in den Nurflügler der Gebr. Horten schon verwirklicht wurde.
Stufe 2: Um schon im Vorfeld geeignetes Pilotenmaterial zu finden, wird sich das Hauptinteresse solchen Personen zuwenden, die den Nachnamen „Vogel – Adler – Storch – Kranich“ oder ähnlich tragen. Jeder Vogelname eines gut segelnden Vogels ist recht. Nomen est omen. Eigentlich seltsam, daß diese Idee bisher noch nicht weiter verfolgt wurde, geht doch der Name eines Menschen auf seine Entwicklungsgeschichte zurück. Dazu kommt die wissenschaftlich fundierte Auswahl im frühkindlichen Stadium, also Sichtung und effektivste Schulung von Anfang an. Begleitend muß zwangsläufig das Anfangsalter für den praktischen Ausbildungsbeginn rapide gesenkt werden.
Stufe 3: Da Freude am Fliegen den Leistungswillen schmälern könnte, wird die Rolle der Psychologen an Bedeutung gewinnen. Alle störenden Faktoren werden von den Edelpiloten ferngehalten. Bis auf spezielle Übungen, die der Stärkung der Ausdauer dienen, wird den Piloten ermöglicht, auch außerhalb des Flugzeuges ständig die liegende Position beizubehalten. Der Gesamtorganismus kann sich so besser auf die fliegend zu erledigenden Aufgaben einstellen. Diese Segelflieger üben keine weiteren Nebentätigkeiten mehr aus. Für alles und jedes stehen Helfer bereit.