Der segelfliegende Mensch und Aspekte seiner Leistungssteigerung, heute und morgen.

von Jürgen Daube, 1992

 

Wir leben in einer Zeit ständig wachsender Leistungen. Auch der sportliche Segelflug strebt und handelt nach den olympischen Maximen: noch schneller, höher und weiter. Undenkbares wird wahr. Segelflüge über 1000 Kilometer werden fast schon fliegerisches Allgemeingut, größte Streckenflüge in reinem Wellenaufwind überspringen Kontinente und wir stecken mittendrin, machen mit und lassen uns mitreißen und wissen trotzdem heute noch nicht, was morgen sein wird.

Es gehört aber nicht allzuviel Weitblick dazu, die kommenden Entwicklungen vorauszusehen:

Die Eierköpfe in den Windkanälen und an den Superrechnern werden die Tragflügelprofile und Polaren stetig weiter verbessern. Punkt für Punkt. Die Konstrukteure und Tüftler werden neues und noch besseres Fluggerät entwerfen und bauen. Koste es was es wolle.

Also, technischerseits ist wohl alles klar. Unser Blick muß sich daher automatisch auf den kritischen Aspekt richten, der bisher so sträflich vernachlässigt wurde. Der Nachholbedarf liegt eindeutig beim Menschen, also uns Segelfliegern selbst. Wir sind das notwendigerweise zu entwickelnde Potential. Aus uns muß die künftige Leistungssteigerung geschöpft werden. Das ist doch der mit Sicherheit einfachste Weg. Warum wurde dieses bisher übersehen? Dabei haben es uns doch die anderen Sportarten schon längst vorgemacht. Wir waren einfach zu technikgläubig und haben uns selbst vergessen! Wenn es also gelingt, die verschlafene Entwicklung so schnell wie möglich aufzuholen, darf ein weiteres Ansteigen unserer nationalen Leistungskurve und damit unserer sportlichen Erfolge mit Sicherheit vorhergesagt werden.

Was haben denn die anderen Sportarten gemacht und was können wir Segelflieger daraus lernen?

„Die Anpassung des Menschen an die jeweiligen spezifischen Bedürfnisse und Erfordernisse einer Sportart muß nur konsequent genug durchdacht, geplant und umgesetzt werden.“

Beispiele:

Die Schwimmer rasieren sich glatt. Mächtig entwickelte Arme, es wurde ja in diesem Zusammenhang schon vom „Albatros“ gesprochen, den wir als den Vogel mit der größten Spannweite kennen, kleiner Kopf, gut entwickelter, athletischer Oberkörper bei männlichen wie weiblichen Sportlern, stromlinienförmiger Unterbau.

So einfach ist das!

Eine gegensätzliche Spezies, aber auch erfolgreich, die Gewichtheber. Wiederum kleiner Kopf (das fällt auf) im Verhältnis zum Rumpf, Hals – Fehlanzeige, tonnenförmiger Körper, der nur mit Riemen an weiterer Expansion gehindert wird. Arme, die, weil so dick, vom Körper abstehen und Beine, von denen eines ausreicht, einen ausgewachsenen normalen Menschen mit Substanz auszustatten.

Oder, Länge ist Trumpf, bei den Basketballern, mit 2 Metern Körpergröße schon zu klein!

Geradezu ein angepaßtes Paradebeispiel sind die Leistungsturnerinnen. Künstlich wachstumsgehemmte Mädchen, die als Frauen bezeichnet werden, mit den Körpern von Grundschülerinnen und leidensgeplagten Gesichtern. Oh Leistungssport, wohin und wie weit willst bzw. musst du noch gehen?

Bevor ich aber diese Reihe fortsetze, was uns aber auf die Dauer eher langweilen und, was ich nicht beabsichtige, erschrecken würde, möchte ich mich lieber wieder meinem eigentlichen Thema, dem segelfliegenden Menschen zuwenden. Der geneigte und wachsame Leser oder Zuhörer hat bestimmt den Braten schon längst gerochen und sich inzwischen die Fragen gestellt, wie wohl bei uns die Entwicklung verlaufen muß, welche Chancen bisher verpaßt wurden und wohin, mit Verspätung, der Zug noch fahren wird.