Wer stark abhängig ist und es sich leisten kann, fährt, jetzt in der kalten Jahreszeit in wärmere Gefilde, um dort zu fliegen und seine Sucht zu pflegen. Die übrigen leisten sich den Segelflug-Bildkalender. Kein Ziel ist zu weit entfernt, wenn es dort gut und lange aufwärts geht und sich Strecken fliegen lassen, die hier kaum oder selten möglich sind. Das Geld feiert Triumphe, die Sucht läßt man sich etwas kosten. Und dieser oder jener Rekord kann ja auch dazu dienen, in den Medien Erwähnung zu finden (Danke H.W.).
Kosten tut allerdings auch das Fluggerät und das Zubehör etwas. Wenn wegen eines Segelflugzeuges auch noch nicht eingebrochen wird (Schlagzeile: Süchtige Segelflieger rauben Schleicher oder oder oder aus!). Aber viele Segelflieger machen sich ganz schön krumm für ihr Flugzeug. Komischerweise ist für manch einen der Besitz eines teuren Segelflugzeuges Droge genug, so daß sie darauf verzichten können, damit auch richtig zu fliegen!
Zurück nach Australien:
Ob es nun gerade schön und erlebnisreich ist über ödem Farmland, ausgedörrten Wüsten oder unbewohnten Landstrichen zu fliegen, muß bezweifelt werden. Der „Kick“ scheint im Außenlanderisiko zu liegen. Außenlandungen, die schon bei uns den Puls hochjagen und den Adrenalinspiegel steigen lassen, sind wohl dort die gesuchte Droge.
Ich leite daraus ab:
Je stärker abhängig – desto risikofreudiger oder dümmer?
Starker Drogengebrauch läßt die Zahl der grauen Zellen schwinden. Beweis dafür ist die Tatsache, daß gerade die stark Abhängigen sich immer leistungsfähigere Bordcomputer kaufen müssen, die ihnen sagen, wo es lang geht. Es darf wohl prophezeit werden, dass die zunehmende Verdummung demnächst satellitengestützte Navigationsgeräte in Segelflugzeuge einbauen lässt, damit man von der lästigen Navigation, die Intelligenz erfordert, befreit wird.
Welche Faktoren wirken außerdem?
Kommen wir zu der Frage, welche Faktoren neben dem Segelflug nebst allen Begleiterscheinungen verstärkend und zum Teil auch auslösend wirken. Ich habe herausgefunden, dass dieses nur die Sonne sein kann.
Beweis A: Ist die unumstößliche aber bisher übersehene Tatsache, dass die Sonne scheint, wenn geflogen wird. Wenn jetzt ein Schlaumeier unter Euch sagt: „Bei uns wird auch geflogen, wenn keine Sonne scheint“, dann sage ich: „Seht Euch doch so einen Flugbetrieb an: lustlos, träge, ohne jeden Drive.“
Beweis B: Im Winter wird bei uns selten oder überhaupt nicht geflogen.
Beweis C: Wir schützen unseren Kopf vor der Sonne mittels weißer Kopfbedeckungen, weil wir wohl tief in unserem Innern spüren wie schädlich die Sonne die Droge Segelflug verstärkt. Das Fatale ist, dass die meist aus Baumwolle bestehenden Hüte oder Mützen die wirklich gefährlichen Dope-Strahlen nicht abhalten. Hier sollte einmal die Forschung ansetzen!
Wie sehr die Sonne, und besonders zuviel Sonne, den Geist eines Segelfliegers betäubt, ersehen wir an dem „Tag-danach-Effekt“:
Ein ganz toller Überlandtag mit viel Sonne, aber nur von wenigen genutzt, dopt alle anderen Nichtgeflogenen so, dass sie am folgenden Tag wie betäubt zum Flugplatz kommen, um noch größere Strecken zu fliegen. Sie merken nicht oder viel zu spät, dass das Wetter überhaupt nicht mehr mitspielt. Dies sind dann die Tage der vielen Außenlandungen.