Die Segelfluggruppe des Aero-Clubs Braunschweig trauert um ihr Ehrenmitglied Rudolf Müller, der am Samstag, 05.11.2022, im Alter von 82 Jahren verstorben ist.

In Rudolf haben wir einen Freund und liebenswerten Fliegerkameraden sowie eine herausragende Persönlichkeit des Segelflugsports verloren. Er war Segelfliegen pur!

Alle Positionen, die für das Segelfliegen notwendig sind, hat er ausgefüllt. Ein Werkstattleiter mit genialen handwerklichen Fähigkeiten, ein nimmermüder Fluglehrer für Anfänger und geübte Streckenflieger, das und vieles mehr war Rudolf. Wenn andere in der Woche überlandfliegen wollten, war er Windenfahrer, Startleiter, Pittyfahrer oder das, was notwendig war. Sein großes Wissen rund um den Segelflug und seine ständige bedingungslose Hilfsbereitschaft für alle haben ihn ausgezeichnet.

Rudolf trat dem Aero-Club Braunschweig als Zwölfjähriger im Dezember 1952 bei und begann zunächst mit dem Modellflug. Im Jahr 1955 im Alter von 14 Jahren erfolgte der Eintritt in unsere Segelfluggruppe und 1962 übernahm er bereits als junger Werkstattleiter die Verantwortung für den Baubetrieb und die Wartung unserer Segelflugzeuge. 1966 hat er im Alter von 26 Jahren die Ausbildung zum Fluglehrer erfolgreich abgeschlossen und in über 50 Jahren Fluglehrertätigkeit zahllosen jungen Menschen das Fliegen bei- und nähergebracht.

Seine handwerklichen Fähigkeiten brachte er in die mit Freunden selbstgebaute Elfe S4 ein und erfüllte sich damit zum ersten Mal den Traum eines eigenen Flugzeuges.

Die fliegerischen Highlights hat Rudolf im Jahr 1966 erlebt. In diesem Jahr nahm er erfolgreich an den Deutschen Segelflugmeisterschaften der Junioren teil. Selbst den späteren mehrfachen Weltmeister Helmut Reichmann konnte er hinter sich lassen.

In der damaligen Zeit durfte Rudolf am 14. August 1966 ein sicherlich einmaliges Erlebnis genießen. Mit einer Ka 6 im Windenstart in Braunschweig gestartet, konnte er die Leewelle am Elm erfliegen. Bei diesem zweistündigen Flug ist er bis auf 4400 Meter gestiegen.

Zudem agierte Rudolf auch als engagierter Sportfunktionär für die wichtige Vereinsarbeit mit großem Engagement und fundiertem Fachwissen auf zahlreichen Ebenen.

Von 1972 bis 1978 führte er den Vorsitz der Segelflugkommission des Luftsportverbandes Niedersachsen und engagierte sich als Leistungsreferent auf Bundesebene. Neben der Präsidentschaft unseres Vereins führte er auch die Segelfluggruppe 4 Jahre lang und zeichnete 15 Jahre verantwortlich für die Ausbildung. Mit Ausführung dieser Ämter prägte Rudolf den niedersächsischen Segelflug wie kaum ein anderer.

Er schaute auch über den Tellerrand hinaus und war von 1986 bis 2016 der Sprecher der Braunschweiger Segelflugvereine. In dieser Rolle brachte er sein unerschöpfliches Wissen und seine große Beharrlichkeit zu den Themen am Braunschweiger Flughafen mit ein. Mit immer neuen und eigenen Ideen verstand er es, für uns Braunschweiger Segelflieger die starren Gesetzestexte in praxistaugliche Regelungen für den Segelflug zu übersetzen, so dass der Segelflug in seiner aktuellen Form überhaupt noch möglich ist.

Wenn Rudolf nicht selbst an Wettbewerben teilgenommen hat, betreute er diese als Wettbewerbs- oder Sportleiter. Angefangen in Faßberg 1976, bekleidete er diese Position viele Jahre auf Landes- und Bundesebene.

Der für die niedersächsischen Segelflieger selbstverständliche Windenstart bei zentralen Segelflugmeisterschaften geht ebenfalls auf Rudolf zurück. Zum ersten Mal wurde dank seiner Ideen und innovativen Logistik das gesamte Teilnehmerfeld von über 65 Flugzeugen bei den Niedersächsischen und Berliner Segelflugmeisterschaften in Braunschweig 1983 mit 4 Winden binnen einer Stunde in die Luft gebracht. Aufgrund der positiven Erfahrungen wurde später in Bückeburg auch eine Deutsche Meisterschaft ausschließlich im Windenstart durchgeführt. Viele weitere Wettbewerbe folgten. Nicht nur für die Umwelt ein Meilenstein!

Wir sind Rudolf dankbar, dass wir so lange mit ihm gemeinsam unseren schönen und wunderbaren Sport ausüben konnten und werden ihm ein liebevolles Andenken bewahren!

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau und den Angehörigen!

Anzeige aus der Braunschweiger Zeitung vom 19. November 2022
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