Ein Flugtag… Wie läuft der so ab?

Die schlechte Nachricht mal gleich am Anfang: Segelfliegen kann auch anstrengend sein. Jedenfalls treffen wir uns von April bis Oktober jeden Sams-, Sonn- und Feiertag um 9 Uhr auf dem Flugplatz an unserer Hütte. Nachdem geklärt wurde, wer an diesem Tag gerne was aus unserem Flugzeugpark fliegen möchte, wird „aufgebaut“. Dazu werden alle benötigten Utensilien wie Fallschirme, Batterien, Putzzeug, Wasserkästen etc. an die Startstelle gebracht.

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Die Winde wird vom Windenfahrer am gegenüberliegenden Ende des Flugplatzes aufgebaut.

Dienst als Windenfahrer muss jeder, der bereits eine Pilotenlizenz besitzt, an zwei bis drei Tagen im Jahr leisten, so steht an jedem Tag ein Windenfahrer zur Verfügung.

Was noch fehlt, sind die Flugzeuge. Segelflugzeuge lassen sich zum Straßentransport recht einfach in speziellen geschlossenen Anhängern verstauen, indem die Flügel und das Höhenleitwerk abmoniert werden. Die meisten unserer einsitzigen Flugzeuge werden daher zu Beginn des Flugtags aus ihren Anhängern geholt und aufgerüstet. Nur unsere schwereren Doppelsitzer und ein paar Schulungsflugzeuge, die quasi jedes Wochenende fliegen, werden aufgebaut in der Halle abgestellt.

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Nach dem Aufrüsten

Nachdem dann alle Flugzeuge auch noch gründlich gecheckt wurden, findet meist so ab 10:30 der erste Start statt. Wenn keine Thermik vorhanden ist, befindet sich das Segelflugzeug nach dem Start in einem kontinuierlichen Sinkflug; der ist nach etwa sieben Minuten dann auch schon wieder zu Ende. Nach der Landung muss das Segelflugzeug von der Landebahn zurück zur Startstelle geschoben werden, da darf jeder mithelfen, der grade nichts anderes wichtiges zu tun hat, z.B. bei einem Start helfen oder für die Abrechnung der Fluggebühren die Startliste schreiben.

Bei guter Thermik fliegt ein Segelflugzeug aber auch über sieben Stunden, so dass man – je nach Wetter, Flugzeug und natürlich Erfahrung des Piloten – auch große Strecken über 200, 500 oder sogar 1000km fliegen kann. Wenn man sich mit anderen Vereinsmitgliedern das Flugzeug teilt, landet man aber meistens nach ein bis zwei Stunden wieder, um den nächsten fliegen zu lassen.

Die Seile, mit denen die Winde die Segelflugzeuge in die Luft zieht, werden mit einem Auto, „Pitty“ oder „Lepo“ („Opel“ rückwärts) genannt, nach den Starts wieder zur Startstelle ausgezogen.

Manchmal schon nachmittags, oft auch erst bei Sonnenuntergang (je nachdem wie viele Leute bei wie gutem Wetter wie lange fliegen wollten) wird dann wieder „eingepackt“, also sämtliche Handlungsschritte des Aufbauens in umgekehrter Reihenfolge praktiziert. Dann dürfen auch der Windenfahrer und der Fluglehrer ihren Dienst beenden. Abends grillen wir dann häufig noch und man erzählt sich die Erlebnisse des vergangenen Tages. Das nennt man dann Fliegerlatein.

Segelfliegen ist also ein Gemeinschaftssport, den man ganz allein gar nicht ausüben kann. Allein zum Starten braucht man mindestens einen Helfer an der Startstelle und einen Windenfahrer. Und wer schon mal nur zu zweit ein Segelflugzeug nach der Landung zur Startstelle zurückgeschoben hat, weiß auch, was er getan hat. Da morgens und abends beim Auf- bzw. Abbauen die meiste Arbeit anfällt, wird auch von jedem, der an einem Tag fliegen möchte, verlangt, den ganzen Tag von 9 Uhr bis Schließen der Hallentore am Betrieb teilzunehmen. Natürlich sind auch immer mal Ausnahmen möglich. Aber bei einem Sport, bei dem man auf so viele Helfer angewiesen ist, kann niemand nachmittags mal kurz auf den Platz kommen, eine Runde fliegen und wieder verschwinden; das würde schnell zu Missgunst führen.

Segelfliegen ist ein Gemeinschaftssport

Indem wir möglichst alles selber machen, sparen wir auch jede Menge Kosten, weswegen Segelfliegen recht billig ist. Dafür kostet es eben nicht wenig Zeit. Dazu gehören auch die geforderten 50 Baustunden pro Jahr. (Gebaut wird im Winter jeden Dienstagabend und Samstag in der Werkstatt im Weinbergeweg. Hier reparieren wir unsere Flugzeuge und weitere Gerätschaften wie Winde, Pitty usw.) Wer mit dem Segelfliegen anfangen möchte, sollte daher kein dickes Portemonnaie mitbringen, aber eine ganze Menge Gemeinschaftssinn und eben auch Zeit. Das klingt so, also ob nur Schüler und Studenten das Segelfliegen beginnen würden. Die meisten Flugschüler sind tatsächlich auch sonst noch Schüler, wir sind sowieso ein recht junger Verein. Aber auch wer schon im Berufsleben steht, kann das Segelfliegen lernen, eine Ecke Idealismus gehört in allen Fällen dazu.

Am besten machst du dir aber ein Bild, indem du einfach mal einen Tag vorbeikommst, dir den ganzen Tag anschaust, und natürlich auch mal selber mitfliegst. Denn genau dafür nehmen wir die ganze Arbeit ja gerne auf uns, das muss es also wert sein. Mit passenden Worten beschreiben kann man es hier aber wirklich nicht.